Georg Baselitz. Mit Richard Unterwegs. Druckgrafik 1995-2015. Preis auf Anfrage.

Artikel-Nr.: 9710

Ausstellungskatalog, 200 Seiten, farbig, Softcover. Zur Preisanfrage schicken Sie uns bitte eine Email an: barlachshop@ernst-barlach.de

Geboren wird Georg Baselitz 1938 in der sächsischen Oberlausitz und gehört damit einer Generation an, die mitten im Kalten Krieg aufwächst. 1958 wechselt der zwanzigjährige Baselitz von Ost- nach West-Berlin und verlässt ein Land, in dem der sozialistische Realismus staatlich verordnet ist. In der Bundesrepublik angekommen, prägt Baselitz mit seinem ausdrucksstarken Stil die figurative Malerei und gibt ihr richtungsweisende Impulse.

Schon während der Studienzeit geht Georg Baselitz konsequent andere Wege als sein künstlerisches Umfeld, denn von Anfang an beruht seine figurative Malerei auf der bewussten Verfremdung und Deformation des Bildmotives. In dieser Abkehr von den damals vorherrschenden Tendenzen einer überwiegend abstrakten Malerei sieht Baselitz für sich die einzige Möglichkeit, seine individuellen Befindlichkeiten konkret auszudrücken.

In der jüngeren Kunstgeschichte gilt das Werk von Georg Baselitz als singulär und unverwechselbar. Typisch für ihn ist die Umkehrung seiner Bildmotive, die er mit dem Werk „Der Wald auf dem Kopf“ im Jahr 1969 beginnt. Mit seinen „auf dem Kopf stehenden“ Bildern wird Baselitz national und international bekannt und entwickelt eine malerische Bildhaftigkeit, in der sich Zeichnung, Malerei und Druckgrafik, gegenseitig durchdringen.

Besonders die grafischen Werke bedeuten für ihn eine direkte Annäherung an das Bildmotiv. Dabei setzt er sich zuerst mit dem Gegenstand als Ausgangspunkt für seine Bildfindung auseinander, segmentiert diesen, stellt ihn auf den Kopf, oder nimmt ältere Motive wieder auf und setzt sie in einen neuen, divergierenden Kontext.

Bereits in den 1960er Jahren nutzt Baselitz die Materialität und Ästhetik der druckgrafischen Techniken, um Motive seiner gemalten Bilder in eine neue Zeichensprache zu übersetzen. Besonders in den zahlreichen Remix-Bildern geht es Baselitz darum, die in den gemalten oder gezeichneten Bildvorlagen gefundene Form des Mannes, den er als einsamen, gebrochenen und verlorenen Helden vorführt, durch eine zusätzliche materialästhetische Analyse auf Papier zu festigen „als Korrektur oder als Verdeutlichung, als Ausrufezeichen“, wie er selbst sagt.

Baselitz' gebrochene Helden sind Männer, die nicht wissen, wohin sie gehören, die Orientierung, aber auch Sinn und Ordnung verloren haben, die nichts mehr zu tun, die nichts mehr zu sagen haben. Einst ausgezogen, glorreich und strahlend zu glänzen, stehen sie nun vor den Trümmern ihres Machtstrebens – erdrückt von einer gewaltigen Lebenslüge. Und genau das kommt in den ausgewählten Werken, besonders aber in den REMIX-Arbeiten verdichtet und fast noch pointierter zum Ausdruck, als in den malerischen und zeichnerischen Vorbildern der 60er Jahre.

Für Baselitz drückt sich in der Druckgrafik von Georg Baselitz eine völlig selbständige künstlerische Ambition aus, die sich durchaus auch als Verschlüsselung oder Codierung der ursprünglichen Bildmotive beschreiben lässt. Diese Codierung öffnet neue Räume des Sehens und Erkennens, denn sie verunsichert, sie destabilisiert die Verortung der Figur im Bildraum. Diese Destabilisierung überträgt sich auch auf den Betrachter, der sich mehr und mehr als auf sich selbst zurückgeworfen erlebt. Ein wesentliches Element dieser Verunsicherung sind die zahlreichen Leerstellen im Bild, die der Malerfreund Per Kirkeby einmal so beschrieben hat: „Baselitz‘ Grafik balanciert haarscharf auf dem Rand der Leere und daraus entsteht das ungewöhnliche Gefühl eines großen Dramas. Das große Drama ist gerade dadurch bedingt, dass sie in die Leere der Augen sieht und diese nicht entsetzt durch technische Routine zudeckt. Sie ist so überlegen und doppelbödig, dass manche sie als unbeholfen ansehen. Tatsächlich ist sie jedoch hemmungslos elegant, man ist unterwegs in einem Drama mit großem Risiko.“

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