Texte - Konstitution, Verarbeitung, Typik

Susanne Michaelis und Doris Tophinke
MPI Leipzig, Universität Freiburg

Die Textwissenschaft ist in den letzten Jahren von einem statischen Textbegriff abgerückt und hat in mehrfacher Hinsicht den dynamischen Aspekt in den Vordergrund gestellt. So gilt das Interesse einmal der historischen Entwicklung von Textualität und Texttypik. Zum anderen geht es ganz entscheidend um den prozessualen Charakter der kognitiven Textverarbeitung. Beide Ansätze stehen dabei nicht unverbunden nebeneinander, sondern weisen vielfältige Berührungspunkte auf.

Der vorliegende Band greift diese neue Perspektive auf. In neun Beiträgen, die zunächst auf der Jahrestagung 1995 der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft in Göttingen präsentiert wurden, stellen AutorInnen aus unterschiedlichen Disziplinen ihre Ergebnisse zur Diskussion. Das Spektrum reicht von kognitionslinguistischen über texthistorische bis hin zu theologischen und soziologischen Beiträgen.

Frantisek Danes (Prag): Some thoughts on the modelling of translation processes.
Barbara Frank (Freiburg/Br.): "Convenientia" und Treueeid in ihrem soziokulturellen Kontext. Ein Fallbeispiel zum Textsortenwandel.
Susanne Günthner & Hubert A. Knoblauch (Konstanz): Die Analyse kommunikativer Gattungen in Alltagsinteraktionen.
Wolfgang Raible (Freiburg/Br.): Wie soll man Texte typisieren?
Gert Rickheit (Bielefeld): Verarbeitungsaspekte von Koordinationen.
Michael Schecker (Freiburg/Br.): Zur historischen und systematischen Entfaltung von Textualität.
Doris Tophinke (Freiburg/Br.): Zwei Aspekte der Texttypik: Funktionalität und kulturelle Expressivität. Exemplarisch erläutert am Beispiel des spätmittelalterlichen Kaufmannsbriefs.
Andreas Wagner (Mainz): Gattung und Sitz im Leben. Zur Bedeutung der formgeschichtlichen Arbeit Hermann Gunkels (1862-1932) für das Verstehen der sprachlichen Größe "Text".
Ingo Warnke (Kassel): Historische Dimensionen pragmatischer Textorganisation - Analytische Konzeption und empirische Untersuchung am Beispiel der Intertextualität in spätmittelalterlichen Reichslandfrieden.

ISBN 9783895860966. Edition Linguistik 13. 180pp. 1997.

Diskursprominenz und Rollensemantik - eine funktionale Typologie von Partizipationssystemen

Regina Pustet
Universität zu Köln

Sprachspezifische Partizipationssysteme codieren nicht nur semantische Rollen, sondern auch pragmatische Kategorien wie Topic und Subjekt. Allerdings widerlegen viele Sprachen die Universalität des Konzepts Subjekt. Die Termini Subjekt, Topic, Focus, Thema etc. werden außerdem auf sehr uneinheitliche Weise benutzt. Diese Studie geht die Problematik von einer rein funktionalen Perspektive an: Die obengenannten Kategorien werden durch das funktionale Konzept Diskursprominenz, das wiederum in die Subkonzepte foregrounding und backgrounding aufzuspalten ist, ersetzt.

Während in jeder Sprache backgrounding-Strategien existieren, ist foregrounding offenbar nicht universal; Art und Anzahl der semantischen Rollen, die durch foregrounding- und backgrounding-Mechanismen erfaßt wer-den, variieren darüberhinaus von Sprache zu Sprache erheblich.

ISBN 9783895861772. Edition Linguistik 14. 180S. 1997.

Beiträge zu Sprache und Sprachen 2

Vorträge der 5. Münchner Linguistik-Tage, 1995

R. Pittner und K. Pittner (Hg.).


A. Babajlowa: Psycholinguistische Erforschung der kompositorisch-semantischen Struktur der Lehrtexte für den Fremdsprachenunterricht;
H. Eisen: Sprache in der Mache - Grammatikalisierung statt Grammatik;
W. Euler: Forschungsgeschichte der Indo-germanistik im Vergleich zur Semitistik und Finnougristik;
I. Helin: Die Genossenschaften in der deutschen Gesellschaft - eine lexikographische Analyse;
H. Maurer-Lausegger: Dialektforschung mit der Video-kamera im südlichen Kärnten;
St. Müller: Die Sprache der Logik bei Notker dem Deutschen - überlegungen zur Vorgeschichte einer deutschen Wissenschaftssprache;
M. Richter: Veränderungen von Lautsystemen;
K. Pittner: Genus, Sexus und das Pronomen wer;
J. Sternkopf: Arealspezifische Phraseologismen in der erzgebirgischen Mundartlandschaft;
C. Suter: Mehrsprachige Kinder und Diglossie - Empirische Untersuchungen im Bereich des mentalen Lexikons; etc.

ISBN 9783895860850. Edition Linguistik 17. 270pp. 1998.

La estructura del párrafo de entrada de la noticia o lead

María J. González
Universidad de La Laguna

Este estudio se centra en uno de los elementos que componen la estructura de una noticia en la prensa escrita: el lead. Una de las propiedades distintivas del lead, el cual se corresponde con el primer párrafo de la noticia, es resumir la información más relevante y destacada de la noticia, además de caracterizarse por ser exacto y conciso. Tal y como señala van Dijk (1986), el lead es la máxima expresión de la estructura temática de la noticia.

A través de la propuesta de Bell (1991) para el estudio del lead, este trabajo ofrece un análisis de la estructura discursiva y de la función del lead en los diarios nacionales británicos, los cuales atienden a una variedad de gustos e intereses. En este sentido, examinamos hasta qué punto diferentes tipos de periódicos emplean distintos tipos de leads de acuerdo con la preferencia de los lectores.

El estudio analiza el papel que desempeña el lead como micro-historia y concluye mostrando que entender cómo funciona el lead es llegar a un entendimiento de la propia naturaleza de la noticia (Bell, 1991).

ISBN 9783895863387. Linguistics Edition 22. 44pp. 2002.

Textkonstituierung in gesprochener Sprache

Eine Fallstudie zum Verfahren der Verortung am Beispiel samoanischer Narrationen.

Isabel Compes
Universität zu Köln

Untersuchungen, die sich mit gesprochenen Texten beschäftigen, müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass es sich um lautliche Kontinua mit eigenen Gestaltungsprinzipien handelt. Dadurch eröffnet sich eine spezifische Perspektive auf die Konstituierung solcher Texte: Zu fragen ist zunächst nach ihrer Segmentierung, nach den Einheiten, in die sich der Redefluss sinnvoll unterteilen lässt. Im Zentrum dieser Untersuchung steht der Paragraph, der als eine von den Sprechenden intendierte Gliederungseinheit aufgefasst wird und sowohl strukturell als auch semantisch signifikante Merkmale aufweist.

Die im Kern textsemantische Analyse wird an der Textsorte Narration entwickelt: Erzählungen sind durch eine Textwelt mit den Komponenten Ort, Zeit und Person gekennzeichnet. Anhand des Aufbaus und der Entwicklung der Textwelt - im vorliegenden Fall untersucht an der Komponente Narrativer Ort - lässt sich die Gliederung der Rede verfolgen. Die Autorin spricht hierbei von Verortung als textkonstituierendem Verfahren. Sprecherische Verfahren und sprachliche Muster im Umgang mit dem Raum haben Auswirkungen auf die Konstituierung von narrativen Texten in einer Weise, wie wir es von den anderen beiden referentiellen Bereichen bereits kennen (vgl. Partizipantenverfolgung und Taxisphänomene). Die Verfahren, die am Beispiel des Samoanischen herausgearbeitet werden, zeigen, dass die Sprechenden über räumliche Textfunktionen wie Raumkonstanz und Dichte vorrangig die Kontinuität der Rede signalisieren. Dabei spielen neben raumdimensionalen Elementen semantisch spezifische Lexeme der Fortbewegung eine große Rolle, während umgekehrt deiktische Direktionalpartikeln Diskontinuitäten der Rede kennzeichnen.

ISBN 9783895864506. Edition Linguistik 23. 2002.

Beitraege zu Sprache & Sprachen

3. Vortraege der 6. Muenchner Linguistik Tage

Karin Pittner & Robert J. Pittner (Hg.)


Peter Kunsmann: Die Rolle der Universalgrammatik im Zweitspracherwerb
Anatoli Berditchevski: Ziele und Inhalte der universitaeren Fremdsprachenausbildung
Astrid Hoenigsperger: Moderner Grammatikunterricht an einer Universitaet. Ein Erfahrungsbericht
Karin Johanna Grigar: Neuere Wege des Fremdsprachenunterrichts: Immersion in Kanada und Englisch als Arbeitssprache in OEsterreich
Gregor Chudoba: Aussprachefehler von Tuerken im Unterricht DaF
Peter Colliander: Kontrastive Phonologie / Phonetik am Beispiel Daenisch Deutsch
Ivan Ocenás: Einige Erkenntnisse und Erfahrungen vom Lehren und Lernen der deutschen Sprache in der Slowakei vom Gesichtspunkt der kontrastiven Phonetik / Phonologie aus
Svetlana Poljakova: Zur Anwendung einer prosodisch basierten Theorie (Fokus - Hintergrund - Gliederung) im Fremdsprachenunterricht (am Beispiel des Deutschen und Russischen)
Anita Fetzer: Konversationsunterricht:eine kommunikative Einbahnstraße?
Katja Lochtman: DaF in Belgien: Unterrichtssprache und Authentizitaet im Klassenzimmer (Eine Fallstudie)
Heike Susanne Boedeker: Axiom und Tabu. Glossierende Einfuehrung in die Ethnomethodologie anhand der Suspendierung von Stereotypen vs. ClicMs der kognitiven Domaene Geschlecht (gender/sex)
Herta Maurer Lausegger: Zur soziolinguistischen Situation in der gemischtsprachigen Gemeinde Diex in Kaernten. Ein historischer Streifzug
Kirsten W. Endres: Indonesische Wissenschaftstexte: Greifen die Kriterien von Kaplan und Clyne?
Wolfgang Falkner: Eine pragmatische Analyse und Typologie von Mißverstaendnissen
Anita Fetzer: Kontextualisierung im nicht praeferierten Format
Astrid Hoenigsperger: "Ca se discute" Konversationsanalytische Bemerkungen zu einer Fernsehsendung
Martin Luginbuehl: Thematische Steuerung als Form verbaler Gewalt in politischen Fernsehdiskussionen
Stojan Bracic: Wortbildungskonstruktionen als kohaesive Mittel im Text
Katrin Loeffler & Jochen Sternkopf: Zu Ethnostereotypen in deutschen Wendungen
Jochen Stemkopf: Zur Speztfik von Textbeispielen in phraseologischen Sammlungen
Jens Puehn: Zum lateinischen Entenwort
Oksana Kovtun: Anglizismen im wirtschaftsbezogenen Sprachgebrauch
Karin Pittner: Deutsch - eine sterbende Sprache?
Andrew Haruna: Hausa and its nearest relatives? Some lexical correspondences and an unexpectedform meaning correspondence
Ioanna Kappa: X Bar Behandlung der initialen Konsonantenanhaeufungen
Ivanka P. Schick: Spezifische Konstruktionen mit pronominalen Klitika im Balkanslavischen
Wladimir D. Klimonow: Ikonismus und Kontraikonismus in den aspektuellen Paradigmen des russischen Verbs
Hans Loesener: Rhythmus und Subjekt bei Henri Meschonnic.

ISBN 9783895864254. Edition Linguistik 25. 290S. 2001.

Universalität und Vagheit Semantischer Funktionen

Untersuchungen zum funktionalen Zusammenhang morphosyntakitscher und kognitiver Kategorien der Sprache

Johannes Helmbrecht
Universität Erfurt

Semantische Rollen sind universell in dem Sinne, dass alle Sprachen auf die eine oder andere Weise die semantischen Relationen der Aktanten im Satz kodieren. Frühere theoretische Versuche, diese Relationen durch ein universelles Set von semantischen Rollenbegriffen zu beschreiben, sind gescheitert, weil sie die Polysemie bzw. Polyfunktionalität morphosyntaktischer Ausdrucksmittel nicht adäquat fassen konnten. Die vorliegende typologisch-vergleichende Studie präsentiert eine 'in depth'-Analyse der morphosyntaktischen Ausdruckssysteme von vier typologisch verschiedenen Sprachen (i.e. Dakota (Sioux), Lak (Ostkaukasisch), Tagalog (Austronesisch), Deutsch). Die Ergebnisse werden im Rahmen der modernen funktionalen und kognitiven Ansätze interpretiert.

ISBN 9783895865398. Edition Linguistik 26. 260S. 1998.

Syntaxe générative

La theorie des principes et des paramètres

Edmond Biloa
Universitéde Yaoundé

Ce livre constitue une présentation de la syntaxe générative, plus précisément de la Théorie des Principes et des Paramètres qui est parfois appelée Théorie du Gouvernement et du Liage. Cette théorie a été développée essentiellement par le linguiste américain Noam Avram Chomsky et ses anciens étudiants du Massachusetts Institute of Technology (MIT). L'abondante littérature existante sur ladite théorie a été principalement rédigée en anglais (américain). Le présent ouvrage, qui veut combler un vide, s'adresse au public français en particulier et au public francophone en général. Il s'adresse aussi bien aux débutants et aux étudiants relativement avancés qu'aux chercheurs chevronnés en linguistique.

Le livre, qui comprend quinze chapitres, est organisé ainsi qu'il suit. Le chapitre 1 couvre les objectifs et les méthodes de la théorie. Le Chapitre 2 présente le développement de la syntaxe générative. La structure des syntagmes et la structure de la phrase sont abordées au chapitre 3. Le chapitre 4 est réservé aux conditions sur les transformations. La Condition de la Sousjacence est expliquée au chapitre 5. Les régles générales "Déplacer Qu" et "Déplacer SN" sont discutées aux chapitres 6 et 7 respectivement. PRO et la théorie des traces constituent l'objet d'étude des chapitres 8 et 9. Les Chapitres 10 et 11 parlent de la théorie thématique et de la théorie du cas. La théorie du liage est exposée au chapitre 12. Les catégories vides sont analysées au chapitre 13. Le chapitre 14 présente un exposé sur la forme logique et la forme phonétique. Et le chapitre 15 offre une introduction à la notion de "barrières".

ISBN 9783895865374. Edition linquistique 27. 220pp.

Semantische Eigenschaften von Ideophonen im Türkischen

Gerd Jendraschek
Université de Toulouse-Le-Mirail

Ideophone stellen im Türkischen ein reiches Inventar expressiver Ausdrücke dar, mit denen wahrgenommene Eindrücke den Zuhörern anschaulich vor Augen geführt werden können. Der Bereich der Ideophonie betrifft wenige semantische Domänen, wobei Wahrnehmungen verschiedenster Art im Zentrum stehen. Ideophone sind lautsymbolisch, was bedeutet, daß Laute, die keine Morpheme sind, Bedeutung tragen. Es gibt also zu einem gewissen Grade eine Entsprechung phonologischer und semantischer Merkmale. Je nach dem Grad der Ikonizität können diese Entsprechungen mehr oder weniger offensichtlich sein. Wie alle Sprachzeichen sind Ideophone jedoch auch konventionell. Ein weiteres Charakteristikum türkischer Ideophone ist ihre modifikative Funktion, sie werden also adjektivisch oder adverbial verwendet. Sie unterstreichen die Bedeutung eines Verbs, können aber auch zusätzliche semantische Informationen enthalten. Sie werden im Türkischen meist redupliziert verwendet, wobei die Reduplikation Wiederholung zum Ausdruck bringt. Plötzliche, abrupte Eindrücke werden hingegen mittels Quotativkonstruktionen oder derivierter Formen ausgedrückt. Durch Alternationen der Vokale oder Konsonanten können weitere semantische Nuancen versprachlicht werden.

ISBN 9783895863653. Edition Linguistik 30. 120 S. 2002.

A Rainbow of Corpora

Corpus linguistics and the langauges of the world

Andrew Wilson, Paul Rayson and Tony McEnery (eds.)


The aim of this volume is to showcase the range of corpus-based linguistic research currently being carried out on languages other than English.

The papers included report on work carried out on Arabic, Bulgarian, Czech, Dutch, French, German, Biblical Greek, Biblical Hebrew, Medieval Irish, Korean, Romanian and Swedish, including a number of regional and social variants. They also address a range of areas as diverse as corpus design, corpus annotation, register analysis, syntax, and quantitative linguistics.

The papers in this volume will leave the reader in no doubt that corpus-based research is now being conducted for a whole "rainbow of languages".

Contents

Preface

1. The PARIS 7 annotated corpus for French: some experimental results
Anne Abeillé, Lionel Clément, Alexandra Kinyon, François Toussenel

2. Lexical frequency of contemporary Canadian French based on a large corpus
Martin Beaudoin and Michel Simard

3. The Corpus of Electronic Texts: A digital lexicon of Medieval Irish and an Irish prosopography
Beatrix Färber

4. A corpus of written Italian: a defined and a dynamic model
R. Rossini Favretti, F. Tamburini and C. De Santis

5. A reusable corpus needs syntactic annotations: Prague Dependency Treebank
Eva Hajièová and Petr Sgall

6. Variation across Korean text registers
Beom-mo Kang, Hung-gyu Kim and Myung-hoe Huh

7. A tagset for the morphosyntactic tagging of Arabic
Shereen Khoja, Roger Garside and Gerry Knowles

8. Tracing referent location in oral picture descriptions
Maarten Lemmens

9. Pragmatic and discursive aspects of German modal particles: a corpus- based approach
Martina Möllering

10. Investigating characteristic lexical distributions and grammatical patterning in Swedish texts translated from English
P-O Nilsson

11. OpenText.org and the problems and prospects of working with ancient discourse
Matthew Brook O.Donnell, Stanley E. Porter, and Jeffrey T. Reed

12. Syntactic change in Abidjanee French
Katja Ploog

13. HPSG-based syntactic treebank of Bulgarian (BulTreeBank)
Kiril Simov, Gergana Popova, Petya Osenova

14. Grammatical aspects of Corpus Linguistics: Design and usage of linear and hierarchical text databases
Wolf-Dieter Syring

15. A corpus.based analysis of how accurately printed Romanian obeys to some universal laws
Adriana Vlad, Adrian Mitrea and Mihai Mitrea

ISBN 9783895868726. Linguistics Edition 40. 166pp. 2003.