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Voodoo-Gott

 

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EINFÜHRUNG: 
Max beerbt seinen Onkel, einen Völkerkundler, und zieht in dessen Altbauwohnung ein, die vollgestopft mit Trophäen ist. Er entdeckt, dass sein Onkel eine Verabredung auf dem Flohmarkt in Hannover hatte und geht dahin, um herauszufinden, worum es ging. Denn der Onkel war zwar herzkrank, aber sonst gesund gewesen. Auf dem Stand, den der Verstorbene wohl aufgesucht hat, trifft er einen seltsamen Alten, der ihm eine Holzfigur schenken will. Es ist ein Gott-Geist aus Westafrika. Max lehnt den Erwerb ab, weil die Figur ihm Angst einflösst. Als er in seine Wohnung kommt, steht sie aber auf dem Schreibtisch. Ein Geisteraustreiber, den er konsultiert, sagt ihm, dass es sich um den Voodoo-Gott Ogun-Feraj handele, der unbedingten Gehorsam von seinem Diener verlangt. Seinem Dienst kann man sich nur durch den Tod entziehen. Max ruft seinen Freund Micha zu Hillfe, der von Tessi und Cythia begleitet wird. Gemeinsam versuchen sie, den Zauber zu brechen und den mörderischen Plan zu entlarven, der hinter dem Ganzen liegen könnte. Trotzdem muss Max die Sache beinahe mit dem Leben bezahlen.
 
LESEPROBE: MAX BERICHTET MICHA:

Ich stieg die Stufen hoch und begab mich über eine Brücke auf das linke Ufer der Leine, auf das in der Notiz ausdrücklich hingewiesen worden war. Auch hier standen am unteren Uferweg zu beiden Seiten dichtgedrängt Anbieter, die etwas zu verkaufen hatten. Ich hatte den Weg nach rechts bis ans Ende der Reihe durchschritten, ohne dass mir etwas aufgefallen wäre, und machte kehrt, um zurückzugehen. Da wurde ich von hinten angerufen.

Ich drehte mich um und sah einen Alten mit braunen Gesicht und scharfer Nase, der in einen langen Kaftan gehüllt war und eine kappenartige Kopfbedeckung trug. Er hätte ein Schamane oder Medizinmann aus der dritten Welt sein können. Auf einer Decke hatte Kunstgegenstände aufgebaut, die wohl aus der Karibik stammten. Sie waren von schlechter Qualität. Wahrscheinlich handelte es sich um nachgemachte Billigware für Touristen. An so etwas war mein Onkel sicherlich nicht interessiert gewesen.

Ich wollte weitergehen, als mich der Alte nochmals ansprach. "Schöne Ware!", rief er. "Alles echt! Junge Mann wollen kaufen was!"

Ich schüttelte den Kopf. "Da ist nichts dabei!", erwiderte ich und wandte mich ab.

"Halt!", rief er da. "Ich sehe, dass junge Herr was Besond´res sucht! Etwas, was nicht hat jedesmann!" Er ließ die Stimme absinken und fügte geheimnisvoll hinzu: "Habe Sache, was wird interessieren ... Nur für Kenner! ... Für andere zu schade viel!" Er griff in einen Koffer hinter sich und wickelte etwas aus einem gemusterten Tuch.

Eine Unterarm große Statue kam zum Vorschein, die mich sofort in Bann zog. Sie war kunstvoll aus polierten, dunkelbraunem Tropenholz geschnitzt, das sich trotz des erkennbaren Alters noch in einem guten Zustand befand. Es handelte sich um einen bärtigen Kriegsmann, dessen Kopf eine mit einer Kokarde geschmückten helmartige Krone zierte. Er war mit einem langen Gewand bekleidet, über dem er ein mit Kaurischnecken bedecktes Überkleid, eine Halskette aus Leopardenzähnen und ein Brustschild trug. In der rechten Hand hielt er ein Schwert. Eine negative Aura ging von ihm aus. Die Züge in seinem kantigen Gesicht wurden von Wildheit, Grausamkeit und Unerbittlichkeit beherrscht. Seine dunklen Augen forderten Hingabe und Unterwerfung. Unwillkürlich fröstelte ich, als sich unsere Blicke trafen. Ich wusste sofort: Er war es, den mein Onkel gesucht hatte!"

"Ein mehr als bemerkenswertes Objekt", äußerte ich, nachdem er mich mit Mühe von dem hypnotischen Blick befreit hatte. "Sehr alt und unbezahlbar! Sicher eine Kultfigur allerersten Ranges! 

"Leise!", sagte der Alte. "Kein Aufsehen! Ist nichts für Ohr jedes! ... Es sein "Oricha" der Yoruba, ... ein Gottgeist aus Westafrika. Er ist einzigartig! ... Aber junge Herr muss keine Angst haben! ... Er kostet ihn kein einzige Penny! ... Er kann Statue haben ohne Geld!"

"Aber sie ist viel zu kostbar, um sie zu verschenken!"

"Oh, ich nicht darf bestimmen! Gott nicht wollen bleiben bei alte Mann, der stirbt bald! Er will überwechseln auf junge Besitzer!"

"Woher willst du dies wissen?", fragte ich ein wenig belustigt. "Hat er zu dir gesprochen?" 

"Oh, junge Herr, nicht spotten über Gottgeist! Er mächtig und kann Einfluß nehmen auf Leben von jedemann!"

"Und hört wohl alles, was wir jetzt sprechen!", bemerkte ich sarkastisch. "Vielleicht flüstern wir lieber!"

"Ja, das viel besser!", stimmte der Alte zu, die Ironie überhörend. Er verringerte seine Lautstärke nochmals. "Junger Herr, loa in Hand nehmen! Dann wir sehen, ob dieser zu ihm will!"

Er wickelte die Statue mit einer schnellen Bewegung wieder in das Tuch und drückte sie mir in den Arm. Ich ließ es verblüfft geschehen. Plötzlich fühlte ich, wie sie sich in meinen Händen zu regen schien. Sie ruckte und zuckte hin und her, bis sie endlich zur Ruhe kam.

"Gott hat gezeigt, dass bleiben will!", rief der Alte mit freudigen Unterton, wobei er für einen Moment die Vorsicht vergaß und lauter wurde. "Er ist zufrieden mit neue Besitzer!"

"Nun hör schon auf!", sagte ich. Mir wurde die Sache langsam unheimlich. "Jetzt nimm schon das Bündel zurück!"

 Ich wollte es dem Alten zustecken. Doch der wich entsetzt nach hinten. "Bringt Unglück, Gott abzuweisen! Viel, viel Unglück!", wehrte er ab. "Letzter Mann, der getan das, fiel in Fluss und war gestorben!"

Ich fühlte, wie mir die Sache über den Kopf wuchs. Einerseits war ich mir fast sicher, dass es das Objekt war, das mein Onkel erwerben wollte. Andererseits konnte nach den Umständen kein Zweifel daran bestehen, dass hier irgend etwas nicht stimmte! Der Alte war zu sehr darauf versessen, den wertvollen Besitz loszuwerden! Wahrscheinlich war er gestohlen worden und die Polizei suchte schon nach ihm. Oder der schwarze Gott, der soviel Kälte ausströmte, übte wirklich einen unheimlichen Einfluss aus. Vielleicht stand sogar der Tod meines Onkels damit in Zusammenhang. Auf jeden Fall war Vorsicht geboten!

Ich nahm deshalb den eingewickelten Gegenstand und legte ihn auf die Decke zurück! Irgendwie überraschte es mich, dass er dies mit sich geschehen ließ. Dann entfernte ich mich eilig und eilte zur Brücke zurück, ohne das leiser werdende Gejammer des Alten hinter mir zu beachten!"

"Da hast du dich ausnahmsweise einmal richtig verhalten!", äußerte Micha anerkennend. "Misstraue den Danaern, wenn sie Geschenke bringen!", hat der greise Seher einst gewarnt, als sie vor Troja das hölzerne Pferd fanden und in die Stadt bringen wollten! Du weißt sicherlich noch, was geschehen ist, als sie diesen Rat nicht befolgten: Die Stadt wurde eingeäschert! ... Die Holzstatue sollte hier wohl einem ähnlichen Zwecke dienen!"

"Schön, dass du einmal mit mir zufrieden bist!", äußerte Max sarkastisch. "Aber das Lob kommt zu früh! Lass mich weitererzählen: Als ich genügend Raum zwischen mich und den aufdringlichen Alten gebracht hatte, hielt ich kurz an und blickte nach hinten. Meine Befürchtung war unbegründet. Er hatte nicht versucht, mir zu folgen. Ich atmete erleichtert auf. Ich hatte das sichere Gefühl, einer Gefahr entgangen zu sein, wenn ich auch nicht wusste, welcher Art sie gewesen war. 

Erleichtert schlenderte ich durch die Stadt nach Hause, wobei ich über den Vorfall nachdachte. Irgendwie ging mir die Figur des furchterregenden Gottes nicht aus dem Kopf. Seine Augen verfolgten mich noch immer, als übermittelten sie eine Botschaft, die ich nicht verstand.

Als ich die Wohnung betrat, war es mir schon im Flur so, als habe sich etwas verändert. Ich meinte eine unheilvolle Aura zu spüren, die vorher nicht da gewesen war. Deshalb ging ich nur zögernd weiter. 

Meine Ahnung schien sich allerdings nicht zu bestätigen. Alles war so, wie ich es verlassen hatte. Der Schwarze mit dem Speer im Flur, die Totenmasken an der Wand und der Schrumpfkopf aus dem Urwald blickten so grimmig wie eh und je. Mir wurde jetzt erst bewusst, wie unheimlich es in der Wohnung war. Vielleicht lag es am Wetter, dass sich draußen eintrübte. War ich dadurch empfindsamer für diese Stimmung geworden? Oder war ich war durch den Vorfall auf dem Flohmarkt noch zu aufgewühlt?! Ich fühlte, wie mir die Haare zu Berge standen und mir ein Schauer den Rücken hinunterlief. 

Als ich das Wohnzimmer betrat, war ich froh, es ebenfalls unverändert vorzufinden. Ich konnte nichts bemerken, was mir Angst eingeflößt hätte. Trotzdem wollte sich eine richtige Erleichterung nicht einstellen, bevor ich auch die restlichen Räume der großen Wohnung untersucht hatte. Ich eilte über den Flur zum Arbeitszimmer meines Onkels. Als ich die Tür öffnete, traf es mich wie ein Keulenschlag! Es war eindeutig, dass sich hier der Ausgangspunkt der negativen Aura in der Wohnung befand. Ich brauchte nicht lange dazu, um die Ursache zu finden: Auf dem Schreibtisch an einer Seite des Raumes stand, auf seinem schmutzigen Tuch - aufgerichtet und in voller Größe -, der dunkle Gott und blickte mich triumphierend an.  Er hatte den Weg hierher also auch ohne meine Hilfe gefunden!"

"Hast du das Wohnungstürschloss untersucht?", warf Micha ein. "Man merkt, wenn es unbefugt geöffnet wurde!"

 "Das war meine erste Handlung. Ich stürmte in den Korridor und überprüfte die Außentür. Der Schlüssel bewegte sich leicht im Schloss. Nichts deutete darauf hin, dass sich jemand unbefugt Einlass verschafft hatte ... Trotzdem musste es so gewesen sein! Denn dass die Statue von selbst zu mir gelangt war, vermochte ich noch nicht zu glauben.«

"Den Alten!", rief Micha. "Hast du versucht, ihn zu erreichen?!" 

"Das war meine nächste Aktion!", antwortet Max. "Ich sah auf die Uhr. Es war kurz vor 16.00 Uhr. Die Händler bauten jetzt ihre Stände ab. Vielleicht konnte ich ihn noch erwischen, wenn ich mich beeilte. Doch die Hoffnung war vergebens. Der Platz, an dem er mit seinen Waren gestanden hatte, war leer. Lediglich ein paar schmutzige Fetzen Papier und eine Bananenschale zeigten an, dass hier vorher Geschäfte abgewickelt worden waren. Ich bückte mich und begann die Hinterlassenschaft zu durchwühlen. Aber es fand sich nicht der geringste Hinweis.

"Die Standnachbarn? ... Hast du dich dort erkundigt?"

"Auch das habe ich! Ich wollte nicht zu schnell aufgeben. Ich hatte immer noch die Warnung des Alten in den Ohren und musste mir Gewissheit darüber verschaffen, um was es hier tatsächlich ging. Ich sah mich um. Der Alte hatte am Ende der Reihe gestanden, hatte also nur einen Standnachbarn. Der hatte seinen Stand bereits abgebaut und war gerade dabei, die Sachen auf einem Karren zu verladen. Es war ein südländischer Typ, ein junger Mann mit langen schwarzen Haare, der aufgeweckt dreinblickte.

Ich ging zu ihm hinüber. "Weißt du, wo der Alte hin ist, der heute morgen mit seinem Koffer neben dir gestanden hat?", fragte ich.

"Nein!", antwortete er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Dann hielt er doch ein und sah mich prüfend an. "Du hast doch hoffentlich keine Geschäfte mit ihm gemacht?!"

Ich wurde verlegen und wusste nicht, was er sagen sollte. Die Wahrheit konnte ich unmöglich erzählen. Die hätte er sicher nicht geglaubt! "Ich muss ihm etwas zurückgeben!", erwiderte ich ausweichend. "Wieso hast du gefragt?", setzte ich dann hinzu. "Ist mit dem Alten etwas nicht Ordnung?"

"Das kann man wohl sagen!« Der Schwarzhaarige grinste. "Letzte Woche hat es hier ein Unglück gegeben, bei dem jemand umgekommen ist!"

"Das hört sich schlimm an!", bemerkte ich betroffen. Wie kam das?"

"Das weiß niemand richtig! Ein Bursche in meinem Alter hatte mit dem Alten neben mir gesprochen und lief dann weg. In der Eile übersah er wohl einen Korb, der im Wege stand, und stürzte in den Fluss. Er muss wohl so unglücklich aufgeschlagen sein, dass er das Bewusstsein verlor. Jedenfalls ist er nicht mehr aufgetaucht. Als man ihn später weiter unten am Wehr herausfischte, war er schon tot!"

"Hat die Polizei die Angelegenheit nicht aufklären können?"

"Sie ist nicht viel weiter gekommen! Der Alte hat energisch von sich gewiesen, mit der Sache etwas zu tun gehabt zu haben. Er meinte, der Bursche sei stark betrunken gewesen und habe wohl das Gleichgewicht nicht mehr richtig halten können. Tatsächlich hat man bei ihm Alkohol im Blut festgestellt. Damit war für die Behörden der Fall erledigt.«

"Dann war es vielleicht wirklich ein Unfall!"

"Der Sturz ins Wasser vermutlich! ... Aber der Bursche ist vor etwas weggelaufen ... Ich glaube, der Alte wollte ihm etwas aufnötigen! Ich sah, wie er ihm ein Bündel in den Arm zu drücken versuchte.«

"Hast du das der Polizei erzählt?!"

"Ich bin doch nicht lebensmüde ... Mit dem Alten will ich mich nicht anlegen ... Mit ihm war es nicht geheuer ... Er erschien und verschwand von einer Minute auf die andere, ohne dass einer sagen konnte, woher er gekommen oder wohin er gegangen war. Es konnte sich keiner einen Reim darauf machen.«

Der Sprecher sah mich noch einmal vielsagend an und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.«

"Du hast dich damit doch nicht zufrieden gegeben?", äußerte Micha erregt. "Der Mann wusste sicher noch mehr. Schließlich hat er an zwei Wochenenden neben ihm gestanden. Das geheimnisvolle Gehabe, von dem er berichtete, musste seine Neugier erwecken.« 

"Ich habe es versucht! ... Als ich mich zum Gehen anschickte, musste ich daran denken, dass der Alte von großem Unglück gesprochen hatte, dass den treffe, der sich weigere, den Gott in seine Obhut zu nehmen. Er hatte sogar selbst den Todesfall erwähnt. Es konnte kein Zweifel bestehen, der unfreiwillige Gast übte Macht aus und war gefährlich. Ich musste ihn loswerden, um jeden Preis. 

Ich kehrte um und sprach nochmals den Burschen an. "Ich scheute mich, es zu sagen!", erklärte ich, "aber ich muss den Alten jetzt noch dringender als vorher sprechen! Kannst du mir wirklich nicht weiterhelfen?"

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Sorry!" antwortete er. "Ich hatte keinen Kontakt zu ihm und, wie ich bereits andeutete, auch auch guten Grund, ihn nicht zu suchen!.«

"Musste er sich nicht registrieren lassen?", fragte ich. "Bei der Größe des Marktes müssen die Standplätze doch irgendwie verteilt werden, wenn es nicht beim Aufbau zu Streitereien kommen soll!"

 "Das ist schon richtig! Es gibt ein Büro, das die Aufsicht führt. Aber in diesem Falle wird es nicht weiterhelfen, weil der Platz neben mir nicht mehr ausgewiesen ist. Er hätte gar nicht belegt werden dürfen!"

"Was bedeutet das?", fragte ich.

"Das bedeutet, dass der Alte nicht registriert worden ist.«

"Gibt es denn keine andere Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen?", fragte ich nochmals eindringlich.

"Tut mir leid!« Der junge Mann schaute mich mitleidig an. "Ich würde dir gern helfen, aber ich sehe mich dazu außerstande! So wird es dir im Übrigen auch bei den anderen Standbesitzern gehen! Der Alte kam und verschwand wie ein Zauberer aus dem Morgendland und hat mit niemanden ein Wort gesprochen! Du kannst nur hoffen, dass er am nächsten Sonnabend wieder erscheint, was ich aber bezweifele!"

"Wieso nimmt du das an?", fragte ich noch.

"Weil er wohl erreicht hat, was er erreichen wollte: Als ich in zuletzt sah, war das eingewickelte Paket verschwunden!"

Nach dieser Pleite sah ich keine andere Möglichkeit, als dir zu telegrafieren!", endete Max seinen Bericht.

"Jetzt muss ich mir den "wandernden schwarzen Gott" ansehen!", bemerkte Micha mit einer Mischung aus Wissbegierde und Beklommenheit. Er stand auf. "Wo steht er denn?"

"Im Arbeitszimmer meines Onkels", erwiderte Max, "also dem Ort, den er sich ausgesucht hatte. Ich habe ihn nicht anzurühren gewagt. Außerdem brauchte ich ihn da nicht immer unter den Augen zu haben.«

Die Jungen begaben sich zu dem genannten Raum. Er war ebenso großzügig bemessen, wie die anderen Zimmer, die Micha schon gesehen. Die Wände waren fast ganz mit Bücherregalen zugestellt. An den freien Flächen hingen Landkarten der Länder, in denen der Professor schon Forschungsreisen durchgeführt hatte. In der Nähe der rechten Wand stand ein riesiger Schreibtisch, der zum großen Teil mit Unterlagen bedeckt war.

 Auf ihm thronte die Figur und beherrschte mit ihrer negativen Aura die Umgebung. 

 

"Du machst mir Spaß! Erst wagst du nicht einmal, ihn anzufassen ... und jetzt willst du ihm sogar ans Leder ... Das ist viel zu gefährlich. Wenn der Gott die Macht hat, die ihm zugeschrieben wird, dann wird er sich entschieden dagegen wehren und du wirst das zu spüren bekommen! Denke an den Mann, der in den Fluss gestürzt ist.«

"Du hast ja Recht, Micha!", sagte Max. "Deshalb habe ich auch nichts allein unternommen, weil ich gemerkt habe, das die Sache eine Nummer zu groß für mich ist!"

"Also raus mit dem Burschen auf den Flur", rief er, sich Mut machend, und fügte dann ängstlich hinzu: "Wird mir auch nichts passieren?!"

"Nichts Gravierendes!", beruhigte Micha. "Du wirst vielleicht zurückgeschleudert und fliegt in die Ecke oder dein Arm wird lahm", scherzte er. "Aber du bleibst am Leben und kannst für uns das Abendbrot zubereiten!"

Max musste lachen. Es gelang ihm, seine Angst zu unterdrücken. Er ging zu dem Schreibtisch hin und fasste die Statue mit beiden Händen an, wobei er zunächst die Augen schloss, um nicht zu sehen, was passierte. Als nichts geschah, öffnete er die Lider wieder und trug sie Schritt für Schritt durch das Zimmer, bis er den Flur erreicht hatte. Dort stellte er sie auf ein geschnitztes Postament, das im Augenblick leer war, und sah Micha stolz an.

"Na siehst du", lobte dieser. "Das war alles nicht so schlimm!"

"Und was machen wir jetzt?", fragte Max. "Bis zum Abendessen ist es noch Zeit!"

"Jetzt beginnen wir mit den Ermittlungen!", erwiderte Micha.