ANA POPOVIC: Comfort To The Soul

ANA POPOVIC: Comfort To The Soul

Artikelnummer: RUF 1081

17,00 €

Beschreibung


Veröffentlichungs-Datum: 5/2003


Als Senkrechtstarterin verstößt Ana Popovic gegen die Sitten des Blues. Zum Blues gehören nämlich auch die „dues“ – den Tribut, den man zahlt, wenn man jahrelang als unbekannter Künstler spielt (behaupten zumindest diejenigen, die es nicht so schnell nach oben schaffen). Die Sängerin und Gitarristin aus Jugoslawien hat mit ihren 26 Jahren dagegen schon vieles erreicht. Sie trat bei den großen europäischen Musikfestivals Peer, Bishopstock und Notodden auf. Sie stand neben Bernard Allison, Kenny Neal und Michael Hill auf der Bühne und ging mit dem renommierten Produzenten Jim Gaines ins Studio. Fast noch beeindruckender: ihre Nominierung für den W.C. Handy Blues Award als beste neue Künstlerin 2003. Diese Ehre wird äußerst selten einem europäischen Blueskünstler zuteil.
Wenn Ana Ende Mai zur Awardverleihung nach Memphis fährt, wird sie an den Ort zurückkehren, wo sie ihr erfolgreiches Ruf Records-Debüt „Hush“ (Ruf 1063) im Jahr 2000 einspielte. Sechs Monate später trat sie beim Memphis-In May-Festival auf, wo auch Bob Dylan und Ike Turner auf dem Programm standen. Für „Comfort To The Soul“ ging Ana erneut nach Memphis. Das neue Album macht eines deutlich: Bei Ana Popovic geht es nicht um das bloße Recycling überholter Klischees. Ihr Blues ist frisch, optimistisch und grenzüberschreitend.
Ana Popovic wurde 1976 in Belgrad geboren. Den Blues lernte sie durch ihren Vater kennen, durch seine Plattensammlung und die Bluessessions, die er zu Hause veranstaltete. Ana fühlte sich zur Gitarre hingezogen; mit 19 gründete sie eine erste Band. Innerhalb eines Jahres gab es Konzerte im Ausland und Auftritte als Vorgruppe für amerikanische Blues-Ikonen wie Junior Wells. Bis 1998 absolvierte die Band durchschnittlich 100 Konzerte im Jahr. Sie waren regelmäßig im jugoslawischen Fernsehen zu sehen. Die Debüt-CD, „Hometown“, ist ein frühes Dokument ihres Talents als Sängerin und Gitarristin.
1999 zog Ana in die Niederlande, wo sie Jazz-Gitarre studierte. Schnell etablierte sie sich in der hiesigen Bluesszene und fing wenig später an, auch in Deutschland zu spielen. Ruf Records horchte auf und bat sie, bei ihrem Jimi Hendrix-Tribute „Blue Haze“ (Ruf 1053) mitzuwirken. Einige Monate später saß sie im Flieger Richtung Memphis, wo sie das Album „Hush“ aufnahm. Seit seiner Erscheinung gewinnt ihr ohnehin kometenhafter Aufstieg an Schwung.
„Comfort To The Soul“ dürfte weiter dazu beitragen. Die Musikerin hat fast genau das gleiche Team von Studioprofis um sich gesammelt. Jim Gaines saß wieder bei einigen Tracks am Mischpult; für die Endmischung und Produktion der meisten Titel war David Z. (Buddy Guy, Jonny Lang) zuständig. Ana nennt die daraus resultierende Mischung aus Blues, Rock, Soul und Jazz „die Rückkehr zu mir selbst und zu allem, was ich in den letzten zwei Jahren gefühlt habe. Es zeugt von meiner Weiterentwicklung als Musikerin.“
Einerseits covert sie Songs von Musikern, die sie inspiriert haben. „’Sittin’ On Top Of The World’ kenne ich von den Sessions, die mein Vater veranstaltete. Ich mag dessen positive Botschaft: ‚He left me, but I don’t worry’... mit anderen Worten, ich bin mit mir selbst zufrieden und genieße das Leben.“ Dieser gründlich überarbeitete Howlin’ Wolf-Klassiker steht direkt neben Steely Dans „Night By Night“ – ein Beweis dafür, dass Popovics Blues fast keine Grenzen kennt. „Durch seine Akkordfolge und bluesige Riffs fühlt sich dieser Steely Dan-Titel für mich wie Blues an.“
Das Album bietet dazu eine Reihe von intelligenten eigenen Titeln. Zum Instrumental „Navajo Moon“ fühlte sich Ana durch den Besuch eines Indianer-Reservats und einen Sonnenuntergang über dem Grand Canyon inspiriert. „Jaco“ schrieb sie, nachdem sie über das Leben von Jaco Pastorius gelesen hatte – den Song widmet sie aber allen „extrem talentierten Künstlern, dessen Schicksal es ist, als Medium für eine Kunstform zu agieren. Menschen wie Jimi Hendrix.“ Beim rockigen „Don’t Bear Down On Me“ (mit Todd Sharpeville als Mitverfasser) singt Ana vom Kampf einer Frau in der patriarchalischen Welt des Blues. Ihre eigene Geschichte? „Manchmal wird’s hart. Manche versuchen, einen herunter zu ziehen. Meine Antwort: ich lasse sie hinter mir und gehe meinen eigenen Weg.“ Der Song bringt auch ihre selbstsichere Haltung zum Ausdruck. „Ich bin noch relativ neu in der Szene. Der Song spricht von dem, was ich machen muss, um durch zu kommen: steal the show!“
Ana Popovic nimmt es mit der Musik ernst. Es ist ihr Weg nach Hause – zu sich selbst. Musik ist – wie einst John Lee Hooker sagte – ihr Heiler. „Wir leben in einer Zeit, die von Eile beherrscht wird“, beobachtete sie neulich. „Aber wo bleiben wir darin? Und wo ist die Musik?“

Hier ist „Comfort To The Soul“.
Vincent Abbate, April 2003


Tracklist

  1. Don´t Bear Down On Me (I´m Here To Steal The Show)
  2. Love Me Again
  3. Comfort To The Soul
  4. Change My Mind
  5. Sittin´On Top Of The World
  6. Night By Night
  7. Navajo Moon
  8. Need All The Help I Can Get
  9. Recall The Days
  10. Fool Proof
  11. Jaco