07 Zwangsarbeit und „Arisierung“. Warnecke & Böhm, Ein Beispiel

Artikel-Nr.: 978-3-938414-43-9
14,90


Im Archiv der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum sind in Kopie 352 Personalakten jüdischer Zwangsarbeiter überliefert, die zwischen 1938 und 1944 bei der Firma Warnecke & Böhm beschäftigt waren. Diese Lack- und Farbenfabrik in Berlin-Weißensee entwickelte sich bis 1945 zu einem führenden Zulieferbetrieb von Schutzanstrichen für die NS-Rüstungsindustrie. Die Personalakten der Zwangsarbeiter galten lange Zeit als verschollen, sind aber vollständig erhalten geblieben. Den Unterlagen ist zu entnehmen, dass der »Geschlossene Arbeitseinsatz« jüdischer Zwangsarbeiter durch eine Reihe behördlicher und innenbetrieblicher Stellen im Sinne »ordnungsgemäßen Verwaltungshandelns« bürokratisch durchorganisiert war. Die Akten dokumentieren das System von Entrechtungen, Drangsalierungen und gesundheitlichen Gefährdungen bis hin zu offener Gewalt, aber auch das Bemühen, den Mut und die Kraft jüdischer Zwangsarbeiter, gegen die Behandlung bei Warnecke&Böhm Einspruch zu erheben und den Ermessensspielraum, den die Firma besaß, zur Verbesserung ihrer Lage zu nutzen. Wir wissen heute von 369 jüdischen Zwangsarbeitern der Firma Warnecke&Böhm. 61 von ihnen haben die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur überlebt. Die Mehrheit – 308 Menschen – wurde in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. Warnecke&Böhm beschäftigte neben jüdischen auch ausländische, nicht-jüdische Zwangsarbeiter, die in einem werkseigenen Lager untergebracht waren. Das reich bebilderte Buch berichtet auf eindrucksvolle Weise ebenfalls vom Schicksal dieser Menschen. Das Buch thematisiert nicht zuletzt aber auch die »Arisierung« von Warnecke & Böhm, und damit das »Herausdrängen« des Mitinhabers Heinrich Richard Brinn nach 1933.
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